Bundesanstalt Technisches Hilfswerk – Ortsverband Amberg

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Tunis 2010: Unser Tagebuch

Aktuelle Tagesberichte und Fotos aus Tunesien: Bundessieger erneut beim tunesischen Zivilschutz zu Gast

Freitag, 26. Februar

Nach einer etwa vierstündigen, verregneten Fahrt kamen wir endlich am Flughafen Frankfurt a.M. an. Innerhalb von wenigen Augenblicken mussten die Metallboxen abgeladen werden, denn freie Parkplätze waren nicht in Sicht - und blitzschnell waren unsere THW-Fahrzeuge auch wieder davongebraust.

Nachdem sich alle Teilnehmer im Terminal gefunden hatten, haben wir erst einmal zusammen das Abenteuer „Einchecken“ als Gruppe mit Sperrgut gemeistert. Der Flieger startete mit leichter Verspätung, sodass wir unsere Nervosität vor dem, was uns in Tunesien erwartet, so richtig genießen konnten.

Auf dem Flug haben wir uns von den gutgelaunten Stewardessen verwöhnen lassen und den Ausblick auf Zürich, Mailand und das Mittelmeer genossen. Vor unserer Landung in Tunis konnten wir schon von Weitem das Licht des Leuchtturms von Sidi Bou Said sehen.
Am Flughafen wurden wir von den Vertretern der OPNC (office nationale de la protection civile), dem tunesischer Katastrophenschutz, sehr herzlich in Empfang genommen. Als wir das Flughafengebäude verließen, waren wir uns absolut sicher, dass es die richtige Entscheidung war, keine dicke Jacke anzuziehen. Wir haben den Frühling gefunden! Er überwintert doch tatsächlich hier in Tunesien und hat uns ebenso herzlich begrüßt wie unsere tunesischen Gastgeber. Kurze Zeit später waren wir auch schon im Hotel "Ibn Khaldoun" angekommen und auf unsere Zimmer verteilt, sodass wir gegen ca. 2:00 Uhr morgens schlafen gehen konnten.

Samstag, 27. Februar

Das Aufstehen fiel uns zwar um halb acht noch etwas schwer, das Frühstücksbuffet entschädigte uns allerdings für diese Mühen. Die Küche hier verwöhnt uns mit einheimischen Leckereien, lässt uns aber trotzdem nicht auf die geliebten kontinentalen Spezialitäten verzichten. Neben den ungewohnten, aber sehr köstlichen Oliven mit Harissa (eine scharfe rote Paste) konnten wir den Start in den Tag auch mit Croissants oder dem gerne genommenen Rührei genießen. So gestärkt haben wir uns auf eine erste Entdeckungsreise in die Altstadt von Tunis begeben, bei der wir Einiges über das Leben in Tunesien lernen konnten. Erstens, es gibt nur zwei Sorten von Fußgängern - schnelle und entschlossene oder solche, die ihr Ziel wohl nie erreichen werden. Vermutlich ist die Lebensgemeinschaft aus Fußgängern und Autofahrern hier in mühevoller langer Entwicklungsarbeit oder durch natürliche Selektion entstanden.

Fußgänger sollten folgendes beachten: Beim Überqueren der Straße ist eine grüne Ampel zwar optisch schön anzusehen, jedoch nicht immer notwendig - einfach loslaufen geht auch.  Um klare Sicht auf den Verkehr zu haben, sollte man sich vor Weihraucheimerschwingenden Mitfußgängern aufhalten, vorher sollte man sich allerdings vergewissern, dass man beim Verlassen des Bürgersteiges nicht in einem der Schützengräben - etwas groß geratenen Straßenrinnen - verschwindet. Sollte man unterwegs sein Handy verlieren, ist das kein Problem, da jeder zweite Laden sich auf den Verkauf von Mobiltelefonen spezialisiert hat.

Für Autofahrer gelten ganz besondere Regeln: Das wichtigste Bauteil eines Fahrzeugs hier ist die Hupe, Verkehrssignale sind allenfalls Empfehlungen, aus zwei Fahrspuren können bei Bedarf auch mehr werden, man parkt dort, wo man etwas zu erledigen hat - wenn es sein muss auch auf dem Gehweg, zur optimalen Verkehrsraumausnutzung sollte der Abstand zwischen zwei Fahrzeugen nicht mehr als 0 cm betragen.

Wer sich auf das Abenteuer Großstadt Tunis einlässt und es bis zum Rand der Medina schafft, wird dort mit sonnigen Plätzen in einem der zahlreichen Straßencafés belohnt und kann sich erst einmal mit dem besten, frisch gepressten Blutorangensaft der Welt für den Rückweg stärken.

Das Mittagessen im Hotel hielt, was uns das Frühstück bereits erahnen ließ. Ob Fisch, ob Fleisch, ob Gemüse oder Reis - alles super lecker! Und erst die Nachspeisen...

Am Nachmittag stürzte sich unser Fahrer vom Zivilschutz todesmutig in den Großstadtverkehr und entführte uns nach Sidi Bou Said. Dort bestaunten wir im Hafen sehr teure Yachten und die Aussicht aufs Mittelmeer. Frank Schulze (Bundessprecher THW) sorgte dann dafür, dass die tolle Verpflegung uns nicht vor unserem Einsatz am Montag bewegungsunfähig macht und animierte uns zu einer kleinen Tour die Steilküste hinauf. Oben angekommen wurden wir von einer Wahnsinnsaussicht und dem tunesischem Nationalgetränk belohnt: Pfefferminztee aus Spearmint mit Pinienkernen. Dazu gab es sehr köstliche aber extrem kalorienhaltige Kleinigkeiten vom Cafe - was Franks Bemühungen wohl wieder zunichte machte...

Auf dem Rückweg bestaunten wir das immense Angebot eines megagroßen Supermarktes - so viel Vielfalt auf einem Platz, das müssen wir uns unbedingt noch einmal genauer ansehen - allerdings dann auch mit einer Einkaufsliste!

Das Abendessen im Hotel ließ keine Wünsche offen. Wir stürzten uns auf die frischen Orangen - die hier wirklich nach Orangen schmecken und freuten uns, dass wir hier sind. Den restlichen Tag ließen wir dann gemütlich im Hotel ausklingen, um für den nächsten Tag wieder fit zu werden, denn dann müssen wir unseren Einsatz am Montag vorbereiten - und da soll ja schließlich alles glatt gehen, dass die Mühen unserer Gastgeber auch belohnt werden.

Sonntag, 28. Februar

Wie am Vorabend verabredet, trafen wir uns am nächsten Morgen in "blau" zum Frühstück (Hose mit Innenhose, Stiefel, warme Socken, Jacke, Pulli, Weste, Helm und Handschuhe). Der etwas bewölkte Himmel bestärkte uns in unserem Entschluss, neben der Weste auch die THW-Jacke mitzunehmen. Wenn es zu kalt werden würde, könnte man die ja schnell über den Pulli ziehen. Dieser Entschluss hielt dann ungefähr, bis zum Hotelausgang, wo der Bus auf  uns wartete, denn zu diesem Zeitpunkt hatte es draußen schon gut zwanzig Grad. Im Auto schwand unsere Entschlussbereitschaft dann allerdings sehr schnell, bis wir alle keine zehn Minuten später überlegten, ob es denn wirklich sein muss, dass wir Jacken und Pullis überhaupt aus dem Auto mit hinaus nehmen sollten, denn auf der Fahrt zum Park hörten wir im Autoradio, dass es 32 Grad warm werden würde. Laut Frank Schulze (Bundessprecher THW) ein Rekord in den letzten 12 Jahren!

Unser Ziel war der Park Belvedere, wo der Welttag des Katastrophenschutzes gefeiert wird. Wir haben uns einen ersten Überblick über die Lage verschafft und wollten eigentlich unsere Sicherung an der Kletterwand testen. Das Programm änderte sich kurzfristig und so konnten wir unseren Horizont mit Wissen über die Stadt Karthago erweitern. Leider ist heute nicht mehr allzu viel davon übrig, aber wir staunten schon sehr über die architektonischen und handwerklichen Leistungen dieser Epoche. Vor allem beeindruckte uns die Hafenanlage - ein Rundhafen, der von einer zusätzlichen Mauer geschützt wurde und ein wenig an die Funktion heutiger Carports erinnert. Reste der Grundmauern sind noch erhalten. Dass die Karthager sehr geduldig waren, konnten wir an den noch teilweise vollständig erhaltenen Mosaiken ablesen. Eines dieser Mosaike war knapp drei Meter lang und fast zwei Meter hoch, für einen Quadratdezimeter benötigten die Künstler 110 Steinchen. Hochgerechnet bedeutet das, dass wir vor einem gigantischen Puzzle mit etwa 55.000 Teilen standen. Wahnsinn!

Nach einem wieder einmal hervorragenden Mittagessen konnten wir uns dann unserer Kletterwand auf dem Veranstaltungsgelände widmen. Der Aufbau und Testlauf klappte reibungslos und wir hatten auch schon ein Publikum. Viele süße, kleine tunesische Kinder bewunderten uns und die Kletterwand und wollten am liebsten schon raufklettern, was wir mit unzähligem "demain"s zu verhindern versucht haben. Nun haben wir also wieder ein neues französisches Wort gelernt: "morgen". Es fiel uns schon schwer, ständig "nein" sagen zu müssen, aber hätten wir das nicht getan, hätten wir bestimmt ein Zelt und ein paar Feldbetten gebraucht.

Die Sonne hielt übrigens, was der Wetterbericht am Morgen noch versprochen hatte und so konnten wir zum ersten Mal in unserem Leben einen 28.Februar bei über 30°C Außentemperatur verbringen. Am Vortag hatten wir noch geglaubt, dass in Tunesien der Frühling überwintert. Heute mussten wir feststellen, dass es der Hochsommer ist, der sich gestern noch getarnt hat...

Als wir fertig waren und wieder Richtung Hotel aufbrechen wollten, wurden wir mit dem Hinweis zurückgehalten, dass der Generaldirektor des tunesischen Zivilschutzes auf dem Weg sei. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Nach zwei Stunden hatten wir allerdings den Verdacht, dass der Präsident zwar bestimmt auf dem Weg ist - nur eben nicht zum Veranstaltungsort... Macht nichts. Wir werden ihn dann eben "demain" (also morgen) sehen. Die Wartezeit haben wir uns mit rosaroter Zuckerwatte versüßt und dazu genutzt mit den Einheimischen ein wenig in Kontakt zu kommen. Morgen werden wir das auf jeden Fall vertiefen. Wir freuen uns schon, denn die Menschen hier sind unheimlich nett zu uns. Durch die abwechslungsreiche Tagesplanung des Generaldirektors werden wir am Montag auch endlich einmal in den Genuss kommen, den tunesischen Sonnenaufgang bewundern zu können, denn der Generaldirektor wird am nächsten Morgen zum Gelände kommen und sich alles ansehen.

Beim gemeinsamen Spaziergang zum Hotel mussten wir wieder einmal unser Verständnis von Straßenverkehrsordnung überdenken. Heute fiel es uns dann allerdings nicht mehr ganz so schwer, einfach den Verkehr einer vierspurig genutzten Straße zum Stillstand zu bewegen, wenn wir sie überqueren wollten. Was uns allerdings dann doch wieder irritiert hat, war, dass es wesentlich einfacher ist, wenn die Fußgängerampel rot zeigt...

Am Ende des heutigen Tages stehen also zwei Abenteuer für "demain" auf der Liste: Tunesische Straßenverkehrsordnung weiter erforschen und Kontakt zu den Tunesiern aufnehmen.

Den tunesischen Kindern, die uns heute Abend besucht haben, geht es da wohl ähnlich, denn sie haben auch zwei Abenteuer für "demain" - die Kletterwand bezwingen und sich trauen, die Gäste aus Deutschland nach Sonnenschirmchen und Luftballons zu fragen.

Montag, 1. März: Tag des Zivil- und Umweltschutzes

Wie bereits angekündigt, fing der Tag heute etwas früher an als sonst. Wir trafen uns mit ziemlich kleinen Augen zum verfrühten Frühstück, um dann rechtzeitig in den Park "Belvedere" aufbrechen zu können.

Mohamed, unser Fahrer, brachte uns bis direkt vor unseren Kletterturm, sodass wir unsere Ausrüstung nicht weit befördern mussten. Aus dem Vortag hatten wir gelernt, dass sich der tunesische Winter etwas vom deutschen Winter unterscheidet und so hatten wir auch weniger Schwierigkeiten, die passende Kleiderordnung zu finden. Die Sonne strahlte wie am Tag zuvor vom Himmel, allerdings sorgte ein leichter Wind - der nachmittags stärker wurde - für ein wenig Abkühlung. Wir hielten es, im Gegensatz zu den, mit Lederjacken bekleideten, Tunesiern - auch im T-Shirt gut aus.

Die Veranstaltung dauerte zwar nur bis zum frühen Nachmittag, allerdings hatten wir trotzdem kaum Probleme unser Werbematerial an den Mann oder die Frau zu bringen. Innerhalb von zwei Stunden hatten wir ein Meer aus blauen Luftballons und Fähnchen verteilt, die die Besucher auf dem ganzen Veranstaltungsgelände  freudig im Wind flattern ließen. Heiß begehrt waren auch die Falt-GKWs und unsere leckeren Bonbons, die natürlich einer stichprobenartigen Qualitätsprüfung unsererseits unterlagen. Die Besucher rissen sich förmlich um unsere Mitbringsel und als diese nach knapp zwei Stunden bis auf den letzten Krümel ausgegeben waren, begnügten sich die Tunesier auch damit, Erinnerungsfotos von und mit uns zu machen. Folglich war es für jemanden in THW-Uniform nicht möglich die Strecke zwischen Infostand und Kletterwand (eine Gehminute) in weniger als einer halben Stunde zu schaffen. Popstars können wohl kaum begehrter sein, als wir das heute erfahren hatten.

Aber nicht nur wir verteilten Geschenke. Ihre Dankbarkeit brachten die Tunesier ihrerseits  durch Präsente an uns zum Ausdruck. Dazu gehörten neben Blumen und Schokolade auch selbstgemalte Bilder, die zu Hause ganz sicher einen Ehrenplatz einnehmen werden.

Höhepunkte der Veranstaltung waren der Besuch des Generaldirektors und des Ministers für Inneres. Beide besuchten natürlich auch unsere Kletterwand und den Informationsstand, was uns sehr freute.

Unseren französischen Wortschatz hatten wir auch wieder fleißig erweitert. Gegen Mittag gingen den Betreuenden der Kletterwand die Worte "der nächste bitte", "warte", "du musst klettern" und "Viel Spaß!" schon sehr leicht über die Lippen. Auch die Kleinsten hatten sich an die Wand gewagt, obwohl sie kaum von einem Griff zum nächsten greifen konnten, aber da haben wir halt dann ein wenig geholfen. Und wenn man mutig genug war, bis oben zu klettern, wurde man natürlich auch mit einem THW-Jojo oder einem leckeren Bonbon belohnt. Das hat sich dann sehr schnell herumgesprochen, sodass es uns vormittags nie langweilig wurde. Sogar ein Maskottchen haben wir Höhenluft schnuppern lassen!

Die Zeit zwischen dem Veranstaltungsende und der Rückfahrt im Hotel haben wir dann noch genutzt, um mit den Tunesiern ins Gespräch zu kommen. Sehr viele interessierten sich für uns und erzählten uns auch, welche Aufgaben sie im Bereich Katastrophenschutz übernehmen.

Der Nachmittag stand uns dann zur freien Verfügung. Ein Besuch in der städtischen Medina schien uns da das Richtige zu sein. Frank Schulze (Bundessprecher THW) führte uns zunächst zielstrebig von einem Ende zum anderen und wieder zurück, sodass wir eine grobe Orientierung im verwinkelten Basar bekamen. Auch ein paar Tipps für unsere Einkäufe hatte er parat, sodass dann alle gezielt in jene Gassen ausschwärmen konnten, in denen es die begehrten Waren gab. Nachdem sich alle wieder im Café vor der Medina eingefunden hatten, wurden zuerst die Beuten präsentiert und bestaunt und anschließend die besten Feilsch-Taktiken ausgetauscht.

Auf dem Rückweg zum Hotel wurden wir von dem recht kühlen Wind in die erste Mall nach amerikanischem Vorbild getrieben. So hatten wir die Möglichkeit zwei Arten des Extremeinkaufens direkt zu vergleichen. Fazit des heutigen Tages: Tunesien ist vielfältig, sehr bunt und glitzert, wohin man nur schaut - also bis heute eine zauberhafte Welt aus 1001 Nacht.

Dienstag, 2. März

Wieder begann der Tag in Tunesien mit Sonnenschein und einem leckeren Frühstück. Heute konnten wir sogar etwas länger schlafen, da unsere Ausflugsziele noch nicht allzu weit von Tunis entfernt lagen.

Wir wurden von einem sehr netten tunesischen Feuerwehrmann abgeholt und nach Nabeul gebracht. Dort gibt es alles, was das Touristenherz begehrt. Gegen 09:30 Uhr hieß es dann "THW-Helfer im Porzellanladen". Nabeul ist bekannt für seine handgefertigten Töpferwaren und wir ließen uns von den farbenfrohen Töpferwerken beeindrucken. Ein besonderer Augenschmauß waren die etwas ausgefallenen Stücke – wie zum Beispiel Teekannen und Kerzenständer in Form von Dromedaren. Aber auch sehr schöne Teller und Schüsseln konnten wir bestaunen. Anschließend überzeugten wir uns davon, dass wirklich jedes Stück, das hier verkauft wird, von Hand gefertigt wird. Wir durften hinter die Kulissen eines Töpferladens blicken und alle Fertigungsschritte vom Rohstoff bis zur Ware bewundern. Die Angestellten dort bewiesen nicht nur unheimlich viel Geschick, sondern auch sehr viel Geduld und Liebe zum Detail. Kurzzeitig hat der eine oder andere überlegt zu Hause eine größere Wohnung zu mieten, um doch noch das eine oder andere Stück mitnehmen zu können. In einem vollständigen tunesischen Touristenort darf natürlich der Souk – der örtliche Basar - nicht fehlen. Nach Herzenslust konnte wieder gestaunt und gefeilscht werden. So mancher hat da versucht die Tipps vom Vortag aus der Medina in Tunis umzusetzen. Mit entsprechender Beute ausgestattet wurden wir von unserem Fahrer am anderen Ende der Altstadt wieder aufgegabelt und in ein nahegelegenes Hotel gebracht, in dem wir sehr leckeres Mittagessen bekamen. Die Aussicht auf den hoteleigenen Pool weckte bei vielen die Badelust, sodass wir auf den Abstecher nach Hamamet verzichteten und gleich nach Port el Kantoui aufbrachen. Der Ort wurde in den 70er Jahren errichtet und verfügt über einen malerischen Hafen, der von vielen kleinen Läden und Hotels umgeben ist. Die nächste größere Stadt ist Sousse. Nach einem Spaziergang rund um das Hafenbecken wagten wir uns an den Mittelmeerstrand. Einige Mutige unter uns wagten sogar den Sprung ins kühle Nass, wofür sie viele bewundernde Blicke unsererseits und verwirrte Blicke seitens der Einheimischen ernteten.

Zum Aufwärmen nahmen wir unsere Neptuns mit in eines der nahegelegenen Cafès.

Bei der Besichtigung der örtlichen Feuerwehrwache bekamen wir erst einmal eine Lektion in Bescheidenheit. Mit relativ wenig Ausstattung im Gegensatz zu deutschen Verhältnissen bewältigen die 5000 hauptberuflichen Feuerwehrleute (ehrenamtliche Helfer werden momentan im akuten Einsatzgeschehen noch nicht eingesetzt) in Tunesien alle anfallenden Notfälle – auch medizinische. Im Sommer, so wurde uns erklärt, spielt sich der Großteil auf dem Wasser ab. Wasserrettung gehört folglich auch noch zu den Aufgaben der etwa 40 Helfer in Port el Kantaoui, die rund um die Uhr erreichbar sind.

Der Kommandant der Feuerwehrwache begleitete uns in ein nahegelgenes Hotel, wo wir bei Saft und Patisserie die neuen Eindrücke sacken lassen konnten. Die Stimmung war allerdings etwas nachdenklich, nachdem wir gesehen haben, womit die Helfer hier klarkommen müssen.

Bei der Verabschiedung wurde jedem Helfer ein Abzeichen der hiesigen Feuerwehr überreicht, das wir an unserem Dienstanzug tragen können. Es wird uns zu Hause immer daran erinnern, wie wertvoll unsere Ausstattung vor Ort ist.

Auf dem Rückweg drückten wir uns die Nasen am Busfenster platt, um möglichst viel von der tunesischen Landschaft zu sehen – oder um ein Nickerchen zu machen. Im Frühjahr ist Tunesien noch sehr grün. Es gibt Gärten voll mit Zitrusbäumen, deren Früchte man schon von Weitem sieht und endlos scheinende Olivenhänge. Dazwischen entdeckt man immer wieder Ziegen, Schafe und Maultiere. Dieser kleine Ausblick auf den nächsten Tag ließ unsere Vorfreude auf den Ausflug an den Rand der Sahara schon sehr ansteigen.

Mittwoch, 3. März

Nach den ersten Tagen, die wir in Tunis und der näheren Umgebung verbringen durften, begann nach dem Frühstück um 07:00 Uhr unsere Tour in die Mitte des Landes. Jeden Tag konnten wir bisher eine neue Seite von Tunesien kennenlernen und so haben wir nicht erwartet, noch einmal überrascht zu werden. Dabei haben wir allerdings nicht mit der Schönheit der Landschaft im Landesinneren gerechnet, von der wir bislang nicht alles sehen konnten, da wir überwiegend in der Hauptstadt und in Küstennähe unterwegs waren. Also mussten wir feststellen, dass nicht nur die malerischen Strände uns dazu verführen können, wieder hierher zu kommen. Auch der Charme der Gebirge im Landesinneren und die unendlich weiten Ebenen übten einen großen Reiz auf uns aus. Da es immer trockener wird, je weiter man in den Süden kommt, war es für uns äußerst interessant, zu erfahren, wie es früher gelang gerade die großen Städte ausreichend mit Wasser zu versorgen. Etwa in der Mitte der Strecke befindet sich die Stadt Kairouan. Von einem Aussichtsturm aus konnten wir mehrere runde Wasserbassins bestaunen, die als große Speicherbecken für die sehr variabel fallenden Niederschläge dienten. Natürlich konnten wir uns nicht nur damit zufriedengeben, die Becken nur anzusehen. Wir versuchten die Größe zu schätzen, um zu ermitteln, wie viel Wasser man früher mit allen 248 Becken für die Menschen zur Verfügung stellen konnte. Wir einigten uns schließlich darauf, dass es sich um eine riesige Menge handelt und dass es dafür sehr viel in der Region regnen müsste. Berühmt ist Kairouan für die größte und wichtigste Moschee Nordafrikas. Aus diesem Grund begann unsere Tour durch die Stadt genau dort mit einer Führung, bei der wir nicht nur das Gebäude, sondern auch den muslimischen Glauben erklärt bekamen. Sichtlich beeindruckt und um einige Vorurteile oder Missverständnisse erleichtert verließen wir das beeindruckende Bauwerk und gingen Richtung Altstadt weiter. Zielstrebig wanderten wir durch die Gassen an den farbenfrohen Läden und Ständen vorbei, bis wir schließlich vor einem Gebäude stehen blieben, das uns als Wassermühle vorgestellt wurde. Nachdem wir die Treppe in den ersten Stock erklimmt hatten, staunten wir nicht schlecht. Vor uns stand ein echtes Dromedar, dessen Aufgabe es ist, das Mühlrad zu drehen und somit das Wasser an die Oberfläche zu befördern. Mittlerweile darf es abends die Treppe wieder hinunterklettern und in seinen Stall zurückkehren. Früher wurde ein Babydromedar zur Mühle hinaufgetragen, gefüttert und musste bis an sein Lebensende dort bleiben, weil es irgendwann zu groß war, um die alte Treppe hinunterzukommen.

Kairouan lädt seine Urlauber nicht nur durch bunte und glitzernde Waren dazu ein, das Angebot der Händler näher zu betrachten. Überall steigt einem in den engen Gassen der köstliche Duft der regionalen Spezialität in die Luft. Nur mit dem Riechen allein wollten wir uns da natürlich nicht zufrieden geben. Unsere Gastgeber ließen sich das nicht zweimal sagen und organisierten für uns eine Besichtigung in einer der Bäckereien – Kostprobe inklusive. Ein paar Minuten später standen wir mit Plätzchenschachteln bewaffnet wieder in der Medina. Unser Weg führte uns durch die historische Altstadt in eine weitere, aber viel kleinere Moschee. Sie wurde ursprünglich sehr aufwändig verziert, was bis heute noch einen bleibenden Eindruck bei den Besuchern hinterlässt. Zu einem unvergesslichen Erlebnis wird die Besichtigung allerdings erst durch den Reiseführer, der die Besonderheiten in einem ganz urigen Deutsch erklärt. Ganz nach dem Motto "Mund zu Mund – Propaganda ist alles" wird man dann gleich von der Moschee in den ehemaligen Gouverneurspalast gelotst. In diesem Gebäude kamen wir aus dem Staunen kaum noch heraus. So viel Dekoration und Liebe zum Detail bei der Inneneinrichtung hat uns schwer beeindruckt. Genau das richtige Ambiente für die Zunft der Teppichknüpfer und Händler, die diese Villa im Anschluss an die Führung dazu nutzten, ihre Waren zu präsentieren. Der Kunde wird dabei nicht einfach plump mit der fertigen Ware konfrontiert. Zuerst bekommt man erklärt, wie so ein Teppich entsteht und worin die Unterschiede zwischen den einzelnen Sorten bestehen. Man kann sogar selbst ausprobieren ein paar Fäden einzuknüpfen. Bei einer Tasse Tee kann man sich noch einmal von der Schönheit der Teppiche und dem Geschick der Knüpferinnen überzeugen. Wer möchte, kann einen Teppich kaufen. Dieser wird dann je nach Produkt und Kundenwunsch auf Briefmarkengröße fürs Handgepäck zusammengefaltet oder per Post nach Deutschland geschickt. Sehr zuvorkommend!

Bevor die Fahrt nach Tozeur weitergeführt wurde, konnten wir uns bei einem köstlichen Mittagessen erst einmal stärken, was uns nach den süßen Plätzchen beinahe ein wenig schwer fiel.

Die Stadt Tozeur am Rande der Sahara begrüßte uns – wie sollte es anders sein – mit Sonnenschein. Vor Ort hatten unsere Gastgeber eine Überraschung in Form von 7 gesattelten Dromedaren vorbereitet. Wir durften wie echte Beduinen in einer Karawane ein Stück auf den Wüstenschiffen reiten und hatten wirklich sehr viel Spaß dabei! Manche aber vermutlich mehr als andere – vor allem beim Zusehen. Start und Ende unseres Ritts war ein Aussichtsfelsen, dessen Gipfel wir erklommen, um unseren Blick in die Ferne schweifen zu lassen. Einer der einheimischen Feuerwehrleute lud uns ein, den Garten seines Onkels zu besichtigen, was wir dankend annahmen. Man glaubt nicht, was man dort alles zu sehen bekommt. Alles ist grün. Zwischen den schattenspendenden Dattelpalmen befinden sich Bananenstauden und Feigenbäume. Auch einen Granatapfelstrauch konnten wir bewundern. Man glaubt nicht, dass man sich dort in der größten Wüste der Welt befindet.

Unser wunderschönes Hotel konnten wir nur sehr kurz genießen, denn auf uns wartete bereits ein vielfältiges Buffet, das keine Wünsche offen ließ. Frisch gestärkt ging es weiter zur nächsten Überraschung: eine Spezialführung in einem Freizeitpark, in dem die Geschichten aus 1001 Nacht ausgestellt sind. Gruselige Räuberhöhlen – verführerische Schatzkammern – und sogar echte Frösche warteten dort auf uns. Allerdings hat sich keiner küssen lassen und so wissen wir leider nicht, ob es sich nicht doch um einen verwunschenen Prinzen handelt. Am Ende fragten wir uns, ob das dreimalige Rufen von "Sesam öffne dich" auch in unserem Hotel in Tunis funktioniert, wenn die Plastikkarte mal wieder das Zimmer nicht aufsperrt. An den Park schließt sich ein Museum an, das den Besuchern die Geschichte Tunesiens näherbringt. Neben kostbaren Hochzeitsgewändern, Geschirr und Waffen konnte man auch alte Schulsachen, ein typisches Bad und sehr interessante Gemälde bewundern.

Wieder im Hotel stürzten sich einige noch in den Pool – doch die meisten gingen frühzeitig schlafen, um den Sonnenaufgang in der Sahara am nächsten Tag nicht zu verpassen.

Donnerstag, 4. März

Bereits um 04:00 Uhr war die Nacht vorbei. Noch vor dem Frühstück wurden wir von Ortskundigen abgeholt, um ein Stück in die Sahara zu fahren. Bei einem Marsch vom Auto zur höchsten Düne der näheren Umgebung konnten wir deutlich merken, dass eine Düne immer eine sehr weiche und eine sehr feste Seite hat. Auch stimmt es wirklich, dass es in einer Wüste recht kühl und windig werden kann. Die Stille und die Weite sind wahnsinnig beeindruckend - und hätten wir am Horizont nicht die Umrisse und Lichter der Stadt Hazoua sehen können, wäre "beängstigend" ebenso ein treffendes Adjektiv gewesen. Nach geschätzten 200 Bildern später saßen wir dann wieder im Bus und fuhren zum heißersehnten Frühstück zurück. Der Rückweg nach Tunis ließ keine größeren Stopps zu, da wir beim Generaldirektor eingeladen waren und diesen nicht warten lassen wollten. Schließlich hat er uns diese fantastischen Tage hier ermöglicht. In Sidi Bou Zid wurden wir noch einmal zu einem leckeren Mittagessen eingeladen und danach ging es dann zielstrebig nach Tunis. Bis kurz vor die Tore der Stadt. Dann streikte doch tatsächlich unser Bus. Wir nutzten die Zwangspause für ein paar Fotos vom Sonnenuntergang über Tunis und bewunderten mal wieder die tunesischen Schutzengel. Einer Fußgängergruppe in Deutschland wäre es vermutlich schwerer gefallen eine Autobahn sicher zu überqueren.

Der Ersatzbus brachte uns sehr bald schon in unser Hotel, wo wir uns schnell in unsere blauen Klamotten stürzten, um den Generaldirektor nicht noch länger warten zu lassen.

Dieser begrüßte uns auf Deutsch und wir bemühten uns unsere neu erworbenen Sprachkenntnisse im Arabischen und Französischen zum Besten zu geben. Es wurden Gastgeschenke ausgetauscht und anschließend in einem Deutsch-Französisch-Englischen-Gespräch Meinungen zur Bedeutung des Katastrophenschutzes erörtert. Wir versuchten unserer Dankbarkeit gegenüber unseren Gastgebern Ausdruck zu verleihen, was der Generaldirektor mit einer sehr ernstzunehmenden Einladung erwiderte, mit der er uns aufforderte wieder zu kommen. Das nächste Mal vielleicht sogar mit der Familie oder mit Freunden. Damit wir dann auch einen ebenso unvergesslichen Aufenthalt hier genießen können, hat er jedem seine Visitenkarte zum Abschied überreicht.

Nun müssen wir also tatsächlich wieder nach Hause. An dieser Stelle gilt der Dank der Jugendgruppe Amberg Ramzi – dem Leiter der Außenstelle Tunis, der für die Organisation unseres Aufenthalts verantwortlich war – und natürlich auch Frank Schulze, unserem Bundessprecher THW, der die guten Beziehungen zu Tunesien seit Jahren pflegt, um den Jugendgruppen dieses Erlebnis zu ermöglichen. Hier war es so schön, dass wir gerne länger geblieben werden. Wir wünschen der nachfolgenden Gruppe im nächsten Jahr eine so schöne Zeit, wie wir sie erleben konnten und hoffen, dass wir möglichst schnell wieder einen Bundeswettkampf gewinnen, um diesen Traum aus 1001 und einer Nacht noch einmal erleben zu können.

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